Donnerstag, 4. Juli 2013

Das Schmetterlingsmädchen


Gute Fotomotive kündigen sich nicht vorher an, sondern sie sind irgendwann einfach da und das auch nur für eine unbestimmte Zeit, meistens für wenige Minuten, manchmal sogar nur einige Sekunden. Wer ein waches Auge hat, hat so etwas wahrscheinlich schon einmal erlebt, mir für meinen Teil passiert das meistens dann, wenn ich gerade NICHT fotografieren kann, zum Beispiel, weil ich meine Kamera nicht dabei habe oder das falsche Objektiv draufsteckt und das Wechseln zu lange dauern würde. Das sind dann die Momente, an die ich noch wochenlang zurückdenke, manchmal sogar jahrelang, wie das eine mal, als mir bei grauem Regenwetter in der Stadt eine einheitlich braun-garu-schwarz gekleidte Menschenmasse entgegenkam angeführt von einer kunterbunt gekleideten jungen Frau mit ihrem Hund. Kamera hatte ich natürlich nicht dabei, das ärgert mich jetzt noch!
Vor einigen Tagen jedenfalls war ich seit langem mal wieder in genau dieser Situation. Mein Papa und ich standen in der Küche und haben dort aufgeräumt, als mein Blick auf das gegenüberliegende Feld fiel, das in goldenes Licht getaucht war und zufällig pflückte dort ein Nachbarsmädchen gerade Blumen. Es sah so märchenhaft schön aus, dass mir ein wehmütiger Seufzer und die Worte "Wie gerne würde ich das jetzt fotografieren..." entfuhren. Mein Papa sah mich an und meinte nur: "Mach doch!". Ich sah ihn verblüfft über diese einfache Antwort an; warum eigentlich nicht?!
Ich schoss also die Treppe hoch, steckte beim Runterlaufen meine Kamera zusammen, lief aus dem Haus über die Straße, kam keuchend vor dem Mädchen zum Stehen und bat sie um ein Foto. Lieb, wie sie war, erlaubte sie es mir und ich machte zur Sicherheit gleich zwei, da ich wegen meines neuen Objektives (Post dazu folgt!) etwas unsicher war. Sie hat sich sehr gekonnt positioniert, oft bekommt man von Kindern dann das Passfotolächeln zu sehen, aber wie es scheint, handelt es sich bei ihr um ein Naturtalent. Wir haben uns dann noch ein bisschen über die nützlichen Marienkäfer unterhalten, die genüsslich ein paar Blattläuse verzehrten und ich habe ihr gezeigt, wie man aus Rotklee süßen Nektar saugt.
Danach habe ich mich bei ihr bedankt, bin seelig zurück ins Haus gelaufen und habe das Foto dann bearbeitet und im stillen bewundert.
Heute bekam ich dann die Erlaubnis, euch dieses Foto zu zeigen und bin gespannt, was ihr dazu sagt.

7 Kommentare:

  1. Für solche spontan-fotomotive unterwegs habe ich immer meine kleine digicam mit dabei. Nachdem ich schon so oft wehleidig ein tolles motiv an mir vorbei ziehen sah, nehme ich den kleinen knirps sogar mit zum einkaufen oder zu anderen kurzen besorgungen. Ist zwar nicht mit einer spiegelreflex zu vergleichen, aber reicht zum einfangen des moments.
    Zu deinem foto: WUNDERSCHÖN! Das licht war ja perfekt, sodass ihr haar richtig gold glänzt, ganz toll. Und das neue objektiv scheint auch klasse zu sein, die tiefenschärfe (will immer "schiefentärfe" sagen -.-) ist der hammer, wenn auch schon fast zu doll, da mir ganz schwummrig beim betrachten wird.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Mensch, das ist ja eine gute Idee :D
      Besonders, wenn man so eine schlechte Handykamera hat, wie ich ^^
      Muss ich mir merken, hoffe nur, dass das meine Familienmitglieder nicht zu sehr aufregt.

      Danke <3
      Ich bin noch nicht ganz vertraut mit dem Teil und das blendene Licht hat auch nicht gerade dazu beigetragen, dass ich das Bild gut ansehen konnte, an sonsten hätte ich es vielleicht etwas abgeschwächt. Schiefentärfe will ich auch immer sagen!!

      Löschen
    2. Warum sollte sich da jemand drüber aufregen? :)

      haha gut zu wissen, dass es noch jemand mit diesem versprecher gibt. Ich sage jetzt extra immer tiefenschärfe, statt schärfentiefe, da sobald ich zum "sch" ansetze, nur "schiefentärfe" raus kommt und das absolut peinlich ist :D

      Achja, ich weine übrigens immer noch einem motiv aus dem mai nach, da ich mich einfach nicht getraut habe abzudrücken. 2 polizisten vor einem bunt besprühten rollladen (=toller hintergrund + umrandung der beiden durch den fensterrahmen), einer steht erhöht auf dem fenstersims, hat die hand auf der schulter des anderen. Der eine schaut nach links, der andere nach rechts. Beide komplett schwarz, mit voller schutzausrüstung und stark bewaffnet. Dieser farbkontrast, sowie die weichheit der haltung der beiden (deren zusammenspiel und vertrautheit die da mitschwang) kontra härte der ausrüstung war so unglaublich schön. Habe mich aber einfach nicht getraut ein foto zu machen, da ich echt schiss hatte, dass die mich dann einfach umkloppen. Und nun ärgere ich mich seit so vielen wochen, da mir dieses motiv einfach nicht mehr aus dem kopf geht :(

      Löschen
  2. genau diese momente kenne ich auch. es ist mir auch schon unglaublich oft passiert das ich mich so geärgert habe das meine kamera nicht zur hand war. du hast auf jeden fall ein super schönes bilder geschossen :)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Haha, ich habe irgendwo mal einen Artikel gelesen: "Das beste Foto, das du NICHT gemacht hast" Scheint also vielen so zu gehen :)
      Danke ^^

      Löschen
  3. Tolles Bild :) Hat sich aufjedenfall gelohnt, dass du die Situation genutzt hast :) Mir gehts oft so, dass ich , wenn ich ungewöhnliche, fotografierenswerte Situationen spontan sehe, mich nicht traue "einfach so" zu fotografieren. Dadurch entgeht einem auch das ein oder andere Bild. :/

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Danke :)
      Ja, schade :/
      Am besten ist es, wenn man wirklich einfach den Mut zusammennimmt und es wagt, aber das sagt sich so leicht ^^

      Löschen