Montag, 24. September 2012

Festbrennweiten



1. Was ist eine Festbrennweite?
Die Brennweite eines Festbrennweitenobjektivs ist, wie der Name schon sagt, von der Bauart her vorgegeben. Im Gegensatz zu einem Zoomobjektiv ist es damit also nicht möglich, den Bildausschnitt alleine durch Korrekturen am Objektiv zu ändern.
In der Zeit der analogen Fotografie gab es nur Festbrennweiten, der Zoom kam erst sehr viel später hinzu. Aus diesem Grund scheiden sich bei diesem Thema auch die Geister: Die einen Fotografen wollen auf den Komfort eines Zoom-Objektivs nicht verzichten, mit dem sie gleich mehrere Brennweiten (zum Beispiel 18-50mm) abdecken können, ohne sich dafür gleich zwei oder drei Objektive kaufen zu müssen. Die anderen dagegen schätzen Sie vor allem wegen ihrer Vorzüge gegenüber Zoom-Objektiven und schwören auf sie.

2. Wofür werden Festbrennweiten verwendet?
Festbrennweiten werden gerne in der Videotechnik und beim Film verwendet, allerdings auch in jeder Art der Fotografie. Ob Weitwinkel, Makro, Normal- oder Teleobjektiv, das Spektrum ist groß. Sehr beliebt sind Festbrennweiten in klassischen Brennweiten-Bereichen wie 35mm (der klassische "Reportage-Bildwinkel"), 50mm ("Normalbrennweite") und 85mm ("Portrait-Brennweite") [quelle]. Besonders die 50mm-Brennweite wird gerne verwendet, da ihr nachgesagt wird, dass der Bildausschnitt dieses Objektivs etwa dem des menschlichen Blickfelds entspricht.
Der Vorteil dieser Objektive ist primär die große Lichtstärke. Das heißt, dass man mit einer Festbrennweite kürzere Verschlusszeiten bei schlechten Lichtverhältnissen verwenden kann. Verwacklungen werden so vorgebeugt und auch ein Stativ ist bei vielen Aufnahmen nicht zwingend notwendig. Konkret bedeutet das, dass man zum Beispiel bei Sportaufnahmen in einer Halle oder bei einer Städtereise nach der Dämmerung mit einer Festbrennweite sehr gut bedient ist. Die Resultate im Vergleich zu einem Zoom-Objektiv sind beeindruckend.

Ein Beispiel für die große Lichtstärke: Selbst bei Nacht sind die Bilder scharf und rauschfrei


3. Vorteile von Festbrennweiten

Neben der großen Lichtstärke gibt es noch diverse andere Vorteile:

  • Die Abbildungsqualität einer Festbrennweite ist der eines Zooms überlegen. Optische Fehler, wie Objektivverkrümmung, chromatische Abberation oder Farbsäume am Rand des Bildes kommen hier nicht vor.
  • Bei schlechten Lichtverhältnissen kommt es seltener zu Bildrauschen
  • Preislich sind sie etwas günstiger als Zoom-Objektive, da die Verarbeitung weniger aufwändig ist.
  • Sie sind leichter als Zoom-Objektive und um einiges kompakter
  • Die Freistellung bei Festbrennweiten ist durch die große mögliche Blendenöffnung sehr groß. Deshalb sind diese Objektive besonders in der Portrait-Fotografie sehr beliebt.
  • Die geringe Mobilität, die man mit diesem Objektiv hat und anfangs vielleicht als Nachteil sieht, entpuppt sich schnell als Vorteil. Der Fotograf ist dadurch gezwungen, sich mit seinem Motiv intensiver auseinanderzusetzen. Anstatt einfach herauszuzoomen, muss er ein paar Schritte zurückgehen und sich seinen Bildausschnitt dementsprechend gut überlegen. Das Auge lernt schnell, Entfernungen im Voraus abzuschätzen und der etwas größere Zeitaufwand, der mit dem Fotografieren verbunden ist, sorgt (in der Regel) für bessere Ergebnisse, da man als Fotograf kurz innehalten und sich sein Vorgehen überlegen muss, anstatt einfach wild draufloszuknipsen.



4. Ich möchte mir eine Festbrennweite anschaffen:
Welche Brennweite ist sinnvoll und welche Unterschiede gibt es?



Quelle
4.1. Unterschied zwischen 50mm 1.8 und 50mm 1.4
Die in der Portraitfotografie gerne eingesetzte Brennweite von 50mm gibt es mit verschiedenen Blendenöffnungen. Canon bietet Blenden von 1.8, 1.4 und 1.2 an, wobei der Preis mit jeder Öffnung deutlich steigt.
Das Canon 1.8 50mm-Objektiv ist bereits für 100€ zu haben und damit das günstigste Objektiv dieser Marke. Von Profifotografen wird es aufgrund seiner leichten und vergleichbar günstigen Bauart gerne als "Kinderspielzeug" abgetan und nicht weiter beachtet. Tatsache ist allerdings, dass dieses Objektiv erstaunlich gute Ergebnisse liefert und als Einsteigerfestbrennweite perfekt ist. Es ist leicht, günstig und bietet einen guten Einblick in die Arbeit mit Festbrennweiten. Die Preise bei Nikon sind minimal höher, das Prinzip bleibt aber natürlich gleich.

Das 1.4-Objektiv deckt zusätzlich alles ab, was dem 18. noch fehlt. Die Verarbeitung ist deutlich hochwertiger, das Objektiv wiegt auch mehr und klappert beim Schütteln nicht. Was beim günstigeren Modell lediglich aus Plastik besteht, ist hier aus Metall und Gummi gearbeitet. Weitere Unterschiede im direkten Vergleich: (Anmerkung: Das 1.2 wurde hier außen vor gelassen)

Verarbeitung
Wie schon gesagt, das 1.4 ist besser verarbeitet und besitzt zudem noch eine Entfernungsskala, die beim 1.8II weggelassen wurde.

Autofokus
Der Autofokus des 1.8 ist nicht besonders treffsicher, wobei es, was das betrifft, offenbar eine große Serienstreuung gibt. Das bedeutet, dass es gut vorkommen kann, dass das eine 1.8 einen guten Autofokus hat, er beim nächsten aber kaum zu gebrauchen ist. Deshalb empfiehlt es sich, ihn gleich nach dem Kauf auf Herz und Nieren zu prüfen und dann ggf. ein neues Objektiv anzufordern.
Das 1.4 hat einen Ultraschallmotor und einen deutlich präziseren Autofokus, der eine bessere Nachjustierung bei falscher Fokussierung erlaubt. Man kann jederzeit nachfokussieren, ohne erst in den manuellen Fokus wechseln zu müssen. Zudem ist der Autofokus des 1.4 deutlich leiser, als der des 1.8, der wirklich extrem laut ist und empfindliche Ohren stören kann.

Bokeh
Das Bokeh ist natürlich oft ein wichtiger Faktor, der entscheidet, ob das Objektiv gekauft wird. Beide Objektive haben ein sehr schönes Bokeh, das sich deutlich von dem eines Zoomobjektivs abhebt. Das 1.8 hat fünf Blendenlamellen, das 1.4 acht. Das führt zu minimalen Unterschieden im Bokeh, die sich in bestimmten Situationen bemerkbar machen können. Die Lichtkreise beim 1.8 sind durch die wenigen Lamellen oft eckig, während acht Lamellen sie sehr rund abbilden. Das führt allgemein zu weiniger Unruhe im Bild.

Das unterschiedliche Bokeh bei einer 1.8 und einer 1.4-Linse


4.1. Andere Festbrennweiten
Was andere Festbrennweiten betrifft, sollte man sich vorab überlegen, welche Art von Linse am sinnvollsten ist. Wenn man gerne Landschaftsaufnahmen macht, eignet sich ein Weitwinkel, wenn man gerne Makro fotografiert, dann eignet sich ein Makroobjektiv, das ist nicht recht viel anders, als bei Zoom-Objektiven. Die maximale Blendenöffnung zeigt die Lichtstärke an und beeinflusst auch den Preis. Sinnvoll ist es natürlich immer, sich eingehend beraten zu lassen und sich dann zu entscheiden.
Meine persönliche Empfehlung ist das 50mm 1.8, das aufgrund seines niedrigen Preises super als Einsteigermodell geeignet ist und einem sehr schnell zeigt, ob man überhaupt mit einer Festbrennweite arbeiten möchte, oder ob man nach wie vor den Zoom vorzieht.

8 Kommentare:

  1. Klasse Artikel, jetzt habe ich das mit den Brennweiten endlich verstanden :>
    Sowieso mag ich deinen Blog sehr gern, die Beiträge sind immer angenehm zu lesen und mit hübschen Bildern ausgestattet :) Weiter so!
    ~Chi

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  2. Um jetzt wirklich mal ganz, ganz, ganz dumm zu fragen: 1.8 bzw. 1.4 bezeichnet hierbei die Brennweite? D.h. die max. Blendenöffnung ist bei 1.4 höher, als bei 1.8, oder? Sorry, ich befasse mich erst seit heute mit Feststellbrennweiten, weil ich am überlegen bin, mir ein Objektiv zuzulegen und bin da immer etwas verwirrt :D

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    1. Ok, nein, die Brennweite ist ja immerhin die 50mm :D Aber 1.8 ist dann die höchste Blende, nä? :D

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    2. Hey ^^

      1.8 und 1.4 bezeichnen die größtmögliche Blendenöffnung, die 50mm die Brennweite. Bei einer Festbrennweite ändert sich die Brennweite nie, das heißt, die bleibt immer bei 50mm, egal, was ich mache. Die Blende dagegen kann ich nach Lust und Laune verändern!
      Das 1.4 und das 1.8 unterscheiden sich demnach unter anderem in den 0,4 Blendenstufen, die das 1.4 mehr anbietet :)

      Übrigens, denk dir nichts! Ich habe auch ganz schön lange gebraucht, um mir das bisschen Wissen anzueignen, das ich mittlerweile besitze. Ist echt nicht leicht, das alles zu verstehen, deshalb immer fragen! :D

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    3. Ich schreib mir mittlerweile alles auf und sammel es in einem Ordner an. Dann kann ich wenigstens wieder nachschlagen, wenn ich was vergess. Es gibt aber auch so unendlich viele Einstellungen, Zahlen und Daten... Ich fotografier mittlerweile nur noch im manuellen Modus, hab also viele Dinge wie ISO, Blende, Belichtungszeit, Weißabgleich etc. schon aus dem FF raus. Aber grad bei neuen Motiven stoß ich gern an meine Grenzen. Z.B. letztens bei meinem Versuch, Sterne zu fotografieren. Hab ich ordentlich verhunzt, weil ich mit dem manuellen Fokus nich zurecht gekommen bin und das mit der hypofokalen Distanz einfach nich raff :D Aber naja, es is noch kein Meister vom Himmel gefallen :P

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    4. Wie gesagt, ist echt schwer ^^
      Sterne zu fotografieren hab ich auch mal versucht, hat aber auch gar nicht geklappt, leider...

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