Mittwoch, 18. September 2013

Wales Teil II



In den ersten Nächten bin ich Nachts manchmal davon aufgewacht, dass Sorgen und Stress um mich griffen, mit langen schwarzen Fingern haben sie mich umhüllt, mein Herz zum Rasen gebracht und mir kalten Schweiß auf die Stirn getrieben.
In solchen Momenten bin ich aus dem Bett gestiegen und habe den schwarzen Balkon betreten. Kalte und klare Luft schlug mir entgegen und es war so still. Einzig der Wind, der durch die Baumkronen fuhr, war zu hören und in der Ferne vereinzeltes Schafblöken. Die Nächte waren dunkel, da die Wolken den Mond nur selten freigegeben haben und mit einem Blick in den Himmel, erfüllte mich auf einmal tiefe Ruhe. Es gab auf einmal nichts mehr, was mir in irgendeiner Weise Sorgen bereiten könnte, zumindest nicht in diesen drei Wochen. Das habe ich mir immer und immer wieder vor Augen geführt, so lange, bis ich die Nächte durchschlafen und den Urlaub in vollen Zügen genießen konnte.


Meine Eltern haben mit Hilfe des Reiseführers die schönsten Fischerorte ausfindig gemacht und uns zu den tollsten Küstenabschnitten geführt. Die Umgebung war so vielfältig, dass wir in unserer Zeit wenn dann nur deshalb etwas doppelt gemacht haben, weil es uns so gut gefallen hat.
Weit und breit waren wir die einzigen Deutschen und es hat gut getan, zu merken, dass es einem mit der Zeit immer leichter fällt, das englische Stimmengewirr zu entziffern.
Ich interessiere mich schon immer sehr für Sprachen und habe es deshalb sehr genossen, einige Waliser Kymrisch sprechen zu hören und mir ein paar Wörter anzueignen. Die Waliser waren sehr interessiert an uns und unserer langen Anreise, da es nur selten Touristen außerhalb des vereinigten Königreichs in diese Gegend verschlägt. Daraus entstanden zum Teil interessante und lange Gespräche, immer gewürzt mit einer Prise trockenem Humor. Im Austausch für walisische Phrasen haben wir vielen Menschen deutsche beigebracht.
Die Stimmung war überall entspannt und gelöst, unausgesprochen herrschte überall das Credo „Leben und leben lassen“ vor, was ich mehr als genossen habe. Selbst auf meine Kamera haben die meisten Menschen entspannt reagiert, was mir ein paar aufregende Street-Fotografie-Momente bescherte.


An einem Tag, der unverhältnismäßig heiß war, sind wir an einem Standstrand gelandet. Er war wild und weit und so wunderschön, dass ich für immer dort bleiben wollte. Das Wasser war so blau und klar, wie man es sonst nur von Postkarten kennt und ich konnte meine Augen keinen Moment von den glitzernden Wellen abwenden. Wir sind ein Stück gegangen und haben es uns dann zwischen zwei Dünen bequem gemacht. Ich habe ein bisschen an meinem mitgebrachten Sandwich geknabbert, hielt es dann aber keinen Augenblick mehr im Trockenen aus. Wir hatten keine Badesachen dabei, aber ich beschloss, alle Scheuheit abzulegen und habe mich bis auf die Unterwäsche ausgezogen, um so und mit der Kamera um den Hals in das seichte Wasser zu waten und die Wellen auf dem Körper zu spüren. Ein paar Meter neben mir suchte eine Familie nach Krebsen und tatsächlich huschte kurze Zeit später ein dunkler Schatten an meinen Füßen vorbei. Ich habe versucht, ihn zu fangen, aber er war zu flink für meine Finger. Niemand hat sich dafür interessiert, dass ich nur eine gestreifte Baumwollunterhose trug und Gelächter von weiter Draußen wurde zu mir her geweht.
Es ging leichter Wind und die Sonne schien vom Himmel, als wollte sie uns glauben machen, uns in der Karibik zu befinden. Ich machte ein paar Fotos von meiner Schwester, die vor mir im Wasser herumplanschte und ließ mich später auf dem Sand, mit der Nase in meinem Buch, von Sonne und Wind trocknen.



Teil I, Teil III, Teil IV, Teil V

10 Kommentare:

  1. Dass ich deine Bilder liebe, ist ja längst kein Geheimnis mehr. Ich find mal wieder das mit dem Mann mit der Brille so toll. Der Effekt gefällt mir total gut, wie bekommst du den hin? Is ja nicht wirklich schwarz-weiß...

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    1. Aw, danke ^_^
      Ich entsättige die Fotos erst und lege dann noch ein paar Gradationskurven darüber und zwar arbeite ich da vor allem mit den Farbkanälen :)
      Hier (http://wolkenhase.blogspot.de/2013/06/color-keyselektive-farbe-mit-photoshop.html) ist das der letzte Schritt vor dem Speichern, da siehst du den direkten Unterschied.

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  2. Wundervolle Bilder, du hast wirklich tolle Momente eingefangen. Und ein so schön geschriebener Text! Ich bekomme glatt "Heimweh", da ich mich jedes mal, wenn ich in Großbritannien bin so "Zu Hause" fühle. Danke dafür, ich werde jetzt die nächsten paar Stunden in meiner Großbritannien-Traumwelt leben ;)

    Liebe Grüße

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    1. Ach, danke für deine lieben Worte <3
      Jedes mal wieder machen sie mich soo glücklich!!

      Geht es dir auch so? ... ich vermisse das Land so schrecklich :(

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  3. Wirklich wundervolle Eindrücke und da bekomme ich direkt Lust auch wieder zu verreisen, obwohl ich ja gerade erst aus dem Urlaub komme :P

    Liebe Grüße Anne
    Lichtzirkus Photographie

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    1. Oh, ich wusste gar nicht, dass du meinen Blog liest ^^ *freu*
      Danke für den netten Kommentar, ich bin gespannt auf eure Fotos aus Schweden!

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  4. Wow, das sind so wunderschöne Fotos :)
    Das dritte mag ich sehr gerne; das mit dem Brötchen; und das fünft- und drittletzte :D
    Sieht nach einem tollen Urlaub aus!

    Liebe Grüße ♥

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    1. Vielen Dank :)
      Das war er wirklich <3

      Grüße zurück, ich bin gespannt auf deine Erfahrungen in England!

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  5. sieht echt super aus! würde da auch so gerne mal hinfahren :)

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    1. Danke! :)
      Ich kann es nur empfehlen, wobei auch andere Teile der Insel super sind, ganz so weit muss es ja nicht sein. Letztes Jahr waren wir in Norfolk (~3 Autostunden von London)und das war auch super ^^

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