Mittwoch, 5. Oktober 2016

"Life has a way of testing a person's will, either by having nothing happen at all or by happen everything happen at once"



Ich hatte immer Angst vor Veränderung. Ich bin ein Gewohnheitstier und habe gerne alles so, wie ich es kenne. Die gleiche Umgebung, die gleichen Menschen, den gleichen Joghurt zum Frühstück. Der Umstieg von der Schule zur Uni hat bei mir so einen nachhaltigen Schock hinterlassen, dass ich mich vier Jahre später für ein Mentoringprogramm an meiner Uni beworben habe, um anderen Studienanfängern diese Erfahrung  zu ersparen.
Aber ich habe in der letzten Zeit auch viel gelernt. Ich habe hart an mir gearbeitet und mich bemüht, alte, verkrustete Gedankengebilde aufzuweichenund umzuformen. Dass das gelungen ist, habe ich nicht sofort gemerkt, zunächt waren es die anderen. "Duuu? Das hätte ich dir niemals zugetraut" ist so ein Satz, den ich in letzter Zeit öfter gehört habe. Irgendwie stolz? Oder schmerzhaft: "Du hast sich in den letzten Jahren so sehr verändert. Ich weiß nicht, ob mir das gefällt. Ich glaube nicht, dass ich mit dir zusammenbleiben kann".
Und ja, es hat sich etwas verändert. Seit einiger Zeit bemitleide ich meine Mitmenschen nicht mehr, wenn das Schicksal sie vor Herausforderungen stellt, oder sie ihr Leben umstrukturieren. Und in dieser Hinsicht passiert im Moment viel: "Ich habe ganz spontan eine Wohnung gefunden!", "Svenja, der Junge, von dem ich dir erzählt habe... naja, wir sind jetzt zusammen!", "Ich mache meinen Master im Ausland und gehe weg von hier", "Wir haben uns verlobt!". Solche Sätze freuen mich nun schon länger sehr aufrichtig für die anderen. Aber sie geben mir neuerdings auch immer einen kleinen Stich. Weil ich mir solche Veränderungen für mich auch wünschen würde.
Natürlich habe ich auch gelernt, dass man Veränderung nicht einfach herbeiwünschen kann. Man muss sie mit offenen Armen empfangen, Vertrauen haben. Ich habe meine Arme ausgebreitet, die Augen geschlossen und gewartet. Hier bin ich, Leben! Tu dein Werk, ich bin nun endlich bereit dafür. Doch es passierte nichts. Ich wäre gerne einer dieser Menschen, denen alles in den Schoß fällt und die irgendwann sagen können "Naja, das ist alles einfach so gekommen, ich habe eigentlich nie wirklich etwas dafür getan". Aber anscheinend bin ich so jemand nicht. Also habe ich gegrübelt und getüftelt und mich, sehr untypisch für mich, strukturiert an einen Plan gemacht. Was ist mir wichtig? Was möchte ich erreichen? Strichlisten geführt, Prioritäten gesetzt, aus Wünschen Ziele gemacht und aus Zielen Pläne. Und trotzdem: Nichts.
Dieses Warten, Hingehalten werden und dieses Nichts zehrt an einem. Es macht einen mürbe und müde. Ziele rücken nicht nur in weite Ferne, sondern geradezu in ein anderes Leben. Aber auch ich bin zäh, das habe ich in den letzten Jahren gemerkt.

5 Kommentare:

  1. Wow, das Bild ist wunderschön. Die Farben und das Licht, einfach super! :)
    Veränderungen sind super schwer. Das hab ich auch in dem letzten Jahr deutlich gemerkt...aber Veränderungen sind auch gut und eigentlich schön. Wäre ja doof, wenn es immer gleich bleibt :)

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  2. Ein sehr inspirierender, nachdenklicher Text. Ich danke Dir sehr dafür...

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  3. Man, du machst immer wahnsinnig schöne Posts, zwar selten, aber dann immer mit Effekt.
    Das Bild ist von den Farben, der Stimmung und den Lichtern sehr gut gelungen :)
    Und auch der Text hat mir sehr gefallen. Besonders die direkte Rede.

    Ich bin gerade im Abiturjahrgang und merke schon wie die Veränderungen nach mir rufen ^^
    Eigentlich bin ich auch so, dass ich Veränderungen eher skeptisch entgegen blicke, aber
    auf die Zeit nach dem Abi freue ich mich richtig. Endlich auf was spezialisieren und mein
    Ding machen. Hoffentlich ^^

    Ich wünsche dir, dass bald eine Überraschung in dein Leben tritt und eine deiner erhofften
    Ziele/Träume in Erfüllung geht :)

    Alles Liebe, May von Mayanamo

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  4. Deine Texte sind so gut! Ich freu mich jedesmal, wieder was von dir zu sehen/lesen!
    Das mit dem kleinen Stich kenn' ich nur zu gut. Der kommt teilweise auch wenn man es gar nicht vermutet.

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  5. Liebe Svenja,
    ich glaube, du denkst zu viel. :) ...die größten Veränderungen passieren spontan..1. weil wenn du sie planst, nimmst du sie kaum als Veränderungen wahr, da du den Prozess mitverfolgst. Und 2. und noch viel wichtiger, weil große Veränderungen aus dem Herzen passieren und dann so sehr gewollt werden, dass sie keinen Aufschub und lange Planerei dulden... :D ...es ist ziemlich vermessen von mir das Folgende zu sagen, da ich dich doch gar nicht kenne...aber ich denke, dass dein größtes Problem ist, dass du entweder deinen Herzenswunsch noch nicht kennst oder dich nicht traust ihn anzugehen und lieber von ihm träumst...glaube mir, sobald du ihn angehst, passiert Veränderung von ganz allein - Schlag auf Schlag. :) Such dir lieber Lektüre, die dir Mut gibt, um deine Träume anzugehen, statt welche die dir zeigt wie du ein Leben richtig planst. ;) Ich lese in zähen Zeiten zum Beispiel gern mein Horoskop auf http://www.schicksal.com. Da steht eigentlich immer was drin, was mir Mut macht und mich träumen lässt - bis ich Träume so sehr leben will, dass ich mich an die Verwirklichung mache. :)

    Von Herzen liebe Grüße,
    Wendy

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