Montag, 26. November 2012

Traumgedanken



Letzte Nacht habe ich geträumt, dass ich unsere Katzen früh morgens ins Haus gelassen habe und dass sie mir ein kleines Rotkehlchen mitgebracht haben. Das arme Tier war unverwundet, aber schrecklich verängstigt und flatterte im ganzen Wohnzimmer herum, immer verfolgt von den hungrigen Krallen zweier Katzen. Ich wollte ihm helfen, aber ich habe schon länger eine große Abneigung gegen Vögel. Von der Ferne betrachten, das geht, aber alleine der Gedanke, einen Vogel anzufassen, verursacht mir Übelkeit und Gänsehaut. Ich kann es mir auch nicht erklären, aber in irgend einer Weise fühle ich mich krank in der Gegenwart von Federvieh und ich fühlte schon die Übelkeit in mir aufsteigen, als das Tier eine Feder verlor und sie langsam zu Boden segelte. Allerdings tat es mir gleichzeitig im Herzen weh, seine Verzweiflung zu sehen und zu wissen, dass dieses kleine Lebewesen im Moment Todesangst ausstand. Es prallte gegen die Scheibe und gegen Wände und stieß immer wieder verängstigte Rufe aus.
Irgendwann konnte ich es nicht mehr ertragen und fing den Vogel aus dem Flug, er flog genau in meine Hand. Ich hielt ihn wie auf dem Bild oben, um ihn ja nicht zu verletzen. Ich konnte den heißen Körper unter den Federn fühlen und sein kleines Herz pochte laut und schnell unter den zerbrechlichen Rippen. Er atmete schnell und wehrte sich gegen meinen festen Griff. Für einen kurzen Moment hatte ich meine Abneigung überwunden, war sogar fasziniert von dem leichten Körperbau des Vogels, aber dann sah ich zu, dass ich das Tier so schnell wie möglich nach draußen brachte. Ich öffnete die Terrassentür und kalte Morgenluft schlug mir entgegen. Als das Rotkehlchen den ersten Lufthauch spürte, bewegte es sich noch heftiger und ich öffnete meine Hand. Es spreizte seine Flügel und flog mit schnellen Flügelschlägen durch unseren Garten und war bald darauf verschwunden. Mich fröstelte und ich ging wieder nach drinnen, meine Hand war nach wie vor warm von dem Vogel.
Ich kann ihn auch nach dem Aufwachen noch genau in meiner Hand spüren.

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